INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
1. Rahmenbedingungen
2. Naturschutzbemühungen in Vietnam
3. Auswirkungen des Vietnamkrieges auf die Natur
4. Probleme für den Naturschutz
5. Spezielle Schutzprogramme
7. Nationalparks in Vietnam
8. Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
"13 Jahre nach dem Ende des Kriegs kämpft Vietnam immer noch mit unübersehbaren Kriegsschäden. Die Trümmer von 13 Millionen Tonnen US-Bomben müssen beseitigt werden, Minen und Blindgänger entschärft, Abermillionen Bäume wiederaufgeforstet werden. Die Wälder, entlaubt mit dem Herbizid "Agent Orange", verbrannt durch Napalm, müssen so dringend saniert werden wie die versteppten Böden, die verpesteten Gewässer"; mit diesen Worten begann Elisabeth F. Kemf ihre 1988 veröffentlichte Reportage "Ein Volk forstet auf".
"Es wird Generationen dauern, die ökologischen und sozialen Schäden zu beseitigen" (US-Studie 1983 zur "Operation Ranch Hand" in: KEMF 1988:131).
Weitere Worte sind kaum nötig, um den Zustand und die damit verbundene Gefährdung des naturräumlichen Potentials der Natur Vietnams zu verdeutlichen. - Inzwischen sind weitere 10 Jahre vergangen, und es stellt sich die Frage, wie der Naturschutz sich seitdem in Vietnam entwickelt hat. Mit der Beantwortung dessen beschäftigt sich die folgende Hausarbeit.
1. Rahmenbedingungen
Aufgrund der Längenausdehnung von mehr als 1.600 Kilometer über 16 Breitengrade hinweg und der sehr unterschiedlichen klimatischen und geographischen Gegebenheiten ist Vietnam äußert reich an Tier- und Pflanzenarten. Im weltweiten Vergleich wird Vietnam daher als "einer der Hot Spots der Biodiversität" bezeichnet (NIEKISCH 1997:154; QUY 1995:139), wie der Tab. 1 zu entnehmen ist.
Tab. 1: Artenzahlen in Vietnam und im internationalen Vergleich
(aus: NIEKISCH 1997:154)
Arten |
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Fische |
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Amphibien |
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Reptilien |
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Vögel |
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Säugetiere |
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Sensationelle wissenschaftliche Entdeckungen in den letzten Jahren geben Auskunft über den Reichtum Vietnams im zoologischen und biologischen Bereich. 1994 entdeckte man in der Region von Vu Quang um Ha Tinh eine neue Säugetierart. Es ist eine ziegenähnliche Art mit langen Hörnern, welche nach der Region als Vu-Quang-Rind (Pseudoryx nghetinhensis) benannt wurde.
Hier seien nur einige der für Vietnam bedeutendsten Arten genannt: asiatische Elefanten, das Java-Nashorn, Kouprey, Tiger, Douc Langur, Schwarzer Gibbon, Krokodile, Pythons und Seeschildkröten (DUC 1989:750; QUY 1995:140).
Im Gegensatz zum Artenreichtum hat sich der Waldbestand Vietnams in diesem Jahrhundert drastisch reduziert. Ursprünglich war fast das ganze Land bewaldet (QUY 1995:139), jedoch nimmt der Rückgang dramatische Verhältnisse an. Während im Jahre 1943 noch 43 Prozent der Landesfläche (DUC 1989:749) bewaldet waren, ist der Bestand im Jahre 1995 auf unter 20 Prozent (NIEKISCH 1997:155) zurückgegangen. "Der Anteil des Primärwaldes" wird dabei inzwischen "auf nur etwa ein Drittel der Waldfläche geschätzt" (QUY 1994). Dennoch beherbergen Vietnams Wälder einen unschätzbaren Reichtum an verschiedenen Arten ("Species"). Mehr als 12.000 Pflanzen, davon über 7.000 Großpflanzen, 800 Moosarten und über 600 Pilz- und Schwammarten wurden bisher bestimmt.
Nach diesen Ausführungen ist es nicht verwunderlich, daß Vietnam das höchste Niveau bzgl. des Endemismus (begrenztes Vorkommen von Tieren und Pflanzen in einem bestimmten Gebiet) in ganz Indochina stellt. Von den 21 in Indochina lebenden Primatenarten findet man 15 allein in Vietnam. Noch deutlicher wird die besondere Stellung Vietnams in der Vogelwelt: 49 endemische Vogelarten gibt es in Indochina; Vietnam hat 33 Arten, einschließlich 11 die einzig und allein in Vietnam zu sehen sind (QUY 1995:140). Diese beiden Vergleiche zeigen - besonders unter dem Augenschein der Zahl und Distribution der bedrohten Säugetiere, Vogelarten und Ökosysteme - , daß Vietnam weltweit eine besondere Stellung bzgl. der Erhaltung und Bewahrung der Natur einnimmt.
2. Naturschutzbemühungen
in Vietnam
Wie bereits festgestellt, bietet Vietnam ein außergewöhnliches
Angebot an natürlichen und naturräumlichen Schätzen. Aber
anstatt dieses Potential zu sichern, wird die Natur durch das stark zunehmende
Bevölkerungswachstum sowie durch den wirtschaftlichen Expansionsdruck
mehr und mehr zerstört. Viele Arten nehmen in ihrem Bestand ab, und
einige sind inzwischen von der Ausrottung bedroht. Außerdem sind
die Auswirkungen der beiden Vietnamkriege latent zu spüren. Neben
der Tatsache, daß der Waldbestand um mehr als die Hälfte zurückgegangen
ist, sind auch die Wirkungen der Entlaubungsaktionen durch die Amerikaner
immer noch sichtbar. Daraus haben sich für das sehr hügelige
Vietnam Konsequenzen ergeben: Zunahme des Wasserflusses, der Erosionen,
der Überflutungen und Dürreperioden (DUC 1989:749; QUY 1995:141).
Wie in den meisten anderen Entwicklungsländern steht auch in Vietnam der Rückgang der natürlichen Ressourcen im Konflikt mit der Bedürfnisbefriedigung und -sicherung. So hat in den vergangenen Jahren der Handel mit biologischen Produkten, einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten dramatisch zugenommen. Folgeerscheinungen sind die Zerstörung des tropischen Regenwaldes sowie die Existenzbedrohung des natürlichen Artenreichtums.
Der Schutzgedanke für diese Natur hat in Vietnam keine allzu lange Tradition. Zudem wurden die ersten "Schutzgebiete" unter einem anderen Gesichtspunkt geschaffen, nämlich zur Sicherung der Erholungsmöglichkeiten für die französischen Kolonialbeamten. So waren die bewaldeten Hügel des heutigen Ba-Vi Nationalparks ein beliebtes Ferienziel für die Kolonialbevölkerung Hanois. Den Vietnamesen hingegen wurde der Zugang verwehrt.
Mit der Ausweisung von Schutzgebieten wurde in Vietnam nach dem Ende der Kolonialzeit (1945) begonnen. Die vietnamesische Regierung begann 1962 erstmals mit der Ausweisung von Naturreservaten. Als Folge wurde der erste Nationalpark Vietnams - der Cuc-Phuong Nationalpark - im selben Jahr gegründet. Aufgrund des 2. Vietnamkrieges stagnierten zunächst weitere Schutzmaßnahmen.
Aufgrund der Folgen des Krieges wurde deutlich, daß ein schnelles Handeln erforderlich war. Antreiber der nun beginnenden neuen Naturschutzbewegung in Vietnam ist Professor Vo QUY, Dekan der biologischen Fakultät und Mitbegründer der Hanoi Universität. QUY gründete mit seinen Freunden eine "Naturschützer-Familie, der Kernzelle der ersten nicht-staatlichen Umweltgruppe Vietnams" (KEMF 1988: 132). Ziel war es, die Bepflanzung von 200.000 bis 300.000 Hektar ehemaliger Waldgebiete pro Jahr anzukurbeln.
Mit der Veröffentlichung des Artikel 5, des Gesetzes zum Schutz der Wälder, wurde am 05. September 1972 die Ausweisung von Naturschutzgebieten verfassungsmäßig festgehalten. Artikel 5 besagte, daß die Regierung Waldgebiete abgrenzt, zum Schutz der Pflanzen- und Tierwelt, historischer und kultureller Zeugen der Vergangenheit, der öffentlichen Gesundheit, und für wissenschaftliche Untersuchungszwecke.
1985 wurde in Vietnam eine Naturschutzstrategie aufgestellt. Folge davon war, daß Millionen von Studenten und Dorfbewohnern Bäume an den Stellplätzen ehemaliger Stachelzäune einpflanzten. Bis zu 30 Meter breite Bombenkrater wurden entweder aufgefüllt, mit Feldfrüchten bepflanzt oder dienten als Fischteiche. Die Baumpflanzaktionen wurden zum Symbol der gemeinsamen Wiederaufforstung. An jedem Jahrestag der Tet-Offensive, dem ostasisatischen Neujahr, beteiligt sich das ganze Land zum Gedenken an Onkel Ho am "Tet-Baumpflanzen". Denn HO TSCHI MINH machte immer wieder deutlich, daß der Naturraum Wald etwas Aussergewöhnliches ist. "Wald ist Gold. Wenn wir ihn gut erhalten und nutzen, wird er sehr kostbar sein" (KEMF 1988:133).
1986 wurde für 87 schützenswerte Gebiete ein nationales Schutzgebietsystems verfaßt. Einige der bisherigen Naturreservate bekamen dabei die Stellung eines Nationalparks. Bei der Ausarbeitung des Schutzsystems für ganz Vietnam wurden folgende Hauptziele verfaßt (DUC 1989:750):
Vietnam verfügt derzeit über 93 Naturschutzgebiete mit einer
Gesamtfläche von circa 12.000 Quadratkilometern, davon sind neun als
Nationalparks ausgewiesen (siehe Tab.2).
Tab. 2: Nationalparks in Vietnam (eigene Recherchen, Hinweis
IUCN Management Kategorie II steht für die Ausweisung als Nationalpark)
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Breite - Länge |
Hektar |
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Ba-Be Nationalpark |
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Ba-Vi Nationalpark |
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Bach-Ma Nationalpark |
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Ben-En Nationalpark |
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Cat-Ba Nationalpark |
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Con-Dao Nationalpark |
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Cuc-Phuong Nationalpark |
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Nam-Cat-Tien Nationalpark |
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Yok-Don Nationalpark |
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Zusätzlich wurden erst kürzlich besondere Schutzgebiete ausgewiesen: das Tram Chim Reservat im Mekong Delta (für gefährdete Kranicharten) und das Xuan Thuy Reservat im Mündungsbereich des Red Rivers. Sieben Vogelbrutkolonien für eine Vielzahl an Silberreihern, Störchen und Ibissen kamen im Mekong Delta noch als Schutzgebiete hinzu.
Außerdem laufen Planungen darauf hinaus, daß das erste Biospheren-Reservat im Nam Cat Tien Nationalpark sowie zwei "World-Heritage" im Cuc Phuong Nationalpark entlang der Halong-Bucht gegründet werden. Insgesamt wird seitens der vietnamesischen Naturschutzorganisationen ein System von Schutzgebieten in einem Flächenumfang von 2 Millionen Hektar anvisiert, welches 6 Prozent der gesamten Landesfläche ausmachen würde.
3. Auswirkungen des
Vietnamkrieges auf die Natur
Vietnamesische Wissenschaftler schätzten, daß in dem 2.
Vietnamkrieg circa "2,2 Millionen Hektar Waldland, die Fläche Hessens,
und ein Fünftel der landwirtschaftlichen Fluren des Landes verlorengingen:
als direktes Resultat der Bombenabwürfe, der Landrodung durch Panzer,
des Einsatzes von Napalm und dem Entlaubungsmittel Agent Orange." (KEMF
1988:131). Dieses Herbizid ist für Mensch und Tier höchst gefährlich,
da es immer vom Ultragift Dioxin (TCDD) begleitet wird. Insgesamt versprühten
US-Truppen in Südvietnam 72 Millionen Liter Herbizide auf einer Grünfläche
von 1,7 Millionen Hektar. Mindestens 170 Kilo Dioxin vergifteten den Boden
Vietnams (bei der Katastrophe von Seveso waren es "lediglich" 300 Gramm).
Bei dem bekanntesten Angriff der US-Luftwaffe, der "Operation Ranch Hand",
regneten 44 Millionen Liter Agent Orange, 20 Millionen Liter Agent White
und 8 Millionen Liter Agent Blue auf Ackerland und Wildnis nieder (DUC
1989:749). Ziel dabei war es die Vietkongs, die sich in dem für Amerikaner
undurchdringlichen Regenwald versteckt hielten, aufzuspüren.
Jedoch führte auch der eigene wirtschaftliche Wiederaufbau Vietnams zur Zerstörung der Natur. In Ermangelung anderer Baustoffe griff man nach dem Ende des Krieges auf das Holz zurück. Bis im Jahre 1987 ging dadurch mehr Waldfläche verloren als während des 2.Vietnamkrieges. Insgesamt wurden mehr als doppelt soviel Waldflächen abgeholzt, als aufgeforstet wurden. 1988 galten 40 Prozent des Landes als Ödland (KEMF 1988:132).
Jedoch halfen alle Bemühungen der Bevölkerung nichts, weil zusätzliche Zerstörungen hinzukamen. Auch heute noch vernichten starke Naturkatastrophen, vor allem durch die starken Monsunregen hervorgerufen, die gerade aufgeforsteten Waldregionen. Vor allem an steilen Abhängen kam es durch Bodenerosionen zu Naturzerstörungen. Der Regenwald als eines der kompliziertesten Ökosysteme ist eben nicht rekultivierbar.
"Das durch den Krieg am schwersten geschädigte Ökosystem liegt am Kap Cau Mau, mehr als tausend Kilometer unterhalb des 17. Breitengrads ... Das weitläufige Mangrovenwaldgebiet im Mekong-Delta war Schauplatz der erbittertsten Kämpfe des Krieges und das wichtigste Ziel der Entlaubungsflüge. Mehr als 50 Prozent - 124.000 Hektar - an ertragreichem Waldland und an Fischereigewässern wurden völlig zerstört" (KEMF 1988:140). 46 verschiedene Mangrovenarten und sogar die robusten Nippapalmen erlagen den Herbiziden. Hunderte von Wildtierarten gingen zudem zugrunde.
4. Probleme für
den Naturschutz
Die Naturschutzbemühungen der Wissenschaftler und Forstleute wurde
bis zum Ende der 80er Jahre durch Blindgänger und nicht explodierte
Munition behindert. "Es erfordert viel Konzentration, den Kopf nach unten
zu halten und gleichzeitig in den Baumkronen Beobachtungen zu machen."
Es kam immer wieder zu Unfällen bei verschiedenen Expeditionen, die
häufig jedoch nicht bekannt wurden. Bei einer 1982 stattgefundenen
Expedition wurde der thailändische Führer tödlich verletzt,
als er auf eine Mine trat. Die Gruppe war auf der Suche nach dem sehr scheuen
Kouprey, welches einer der seltesten Säugetiere der Welt ist, das
erst in diesem Jahrhundert entdeckt wurde, und dessen Bestand auf unter
200 geschätzt wird. Man nimmt an, daß auch viele der Koupreys
den Minen zum Opfer fielen.
Der immense Waldverlust führte zudem zu starken Klimaveränderungen, deren Folgewirkungen (Überschwemmungen, Dürreperiode u.a.) bereits oben aufgezeigt wurden.
Ein "wachsendes" Problem in Gegenden, welche mit Agent Orange besprüht wurden, ist das wuchernde Gras. Dieses bietet eine ideale Voraussetzung für die Vermehrung der Ratten. Damit werden Krankheiten und Seuchen weitergegeben. Malaria, deren Erreger weitgehend resistent gegen sämtliche Medikamente geworden sind, plagt besonders die ins Tiefland umgesiedelten Bergbewohner.
Bald nach der Wiedervereinigung Nord- und Südvietnams begann man mit den ersten Neuanpflanzungsaktionen. Die Überlebensrate der jungen Setzlinge überstieg jedoch selten 15 bis 20 Prozent der Anpflanzungen, denn während der 6 Monate langen Trockenzeit verbrannten die zarten Pflanzen im Feuer des leicht entzündbaren "Fire Prone Grass", der einzigen Vegetation, die sich nach dem Besprühen mit Agent Orange ausbreiten konnte.
Die noch existierenden Primärwälder befinden sich größtenteils im Bergland. Das gesamte Tiefland wird hingegen landwirtschaftlich intensiv genutzt. Die Nutzung der natürlichen Ressourcen erfolgt jedoch ohne ausreichende Planung. Die Folgen sind schneller bis katastrophaler Schwund der bereits genannten Ressourcen.
Ein weiteres Problem des Naturschutzes sind die Wilderer, die die Nachfrage des asiatischen Marktes nach seltenen Tieren befriedigen. Besonders an der kambodschanischen Grenze kommt es des öfteren zu räuberischen Überfällen. Von Besuchen dieser landschaftlich reizvollen Gegenden wird daher abgeraten.
Die Küstenlinie Vietnams, mit einer Länge von mehr als 3.200 Kilometer, wird zudem durch eine Vielzahl unterschiedlicher Entwicklungen gefährdet. Die größte Gefahr hierfür stellt die Ölförderung im südlichen Schelf. Die Ölfördermengen nahmen hier von 41.000 Tonnen im Jahre 1986 auf 5,2 Millionen Tonnen im Jahre 1992 zu. Neben der zunehmenden Schiffahrt und damit verbundenen Umweltzerstörung wächst auch die Gefahr von Ölverschmutzungen bzw. -katastrophen. Außerdem ist die Binnenfischerei Vietnams mit über 54.000 Booten völlig überbelastet. Ein weiterer Eingriff in die Natur stellt die Korallenförderung da, die zur Zementherstellung verwendet wird. Die zwei größten Zementfabriken stehen in Khanh Hoa und Ninh Thuan. Sie produzieren jeweils 20.0000 Tonnen Zement pro Jahr, wofür je 80.000 Tonnen Korallenmaterial benötigt wird. Entlang der Küste gibt es noch eine Vielzahl weiterer solcher Fabriken. Sofern dennoch unberührte Küstenabschnitte vorhanden waren, wurde diese inzwischen touristisch vermarktet. Hotelanlagen säumen nunmehr die Strände u.a. den von Nha Trang.
Aufgrund dieser Vielzahl von Problemen hat es in den vergangenen Jahren ein verstärktes Bemühen bzgl. der Umgestaltung der Umweltprobleme in der Entwicklungspolitk Vietnams gegeben, die im folgenden aufgeführt sind:
Ausarbeitung des Law on Environmental
Protection (1993)
Gründung der National
Environmental Agency (NEA)
Gründung des Departments
for Science, Technology and Environment (Doste) auf Provinzebene
Einrichtung von Umweltzentren
und Fakultäten im ganzen Land
5.1. Ha Tinh
Das Waldgebiet von Ky Anh - Ke Go liegt in der Provinz Ha Tinh, circa
300 km südlich von Hanoi und 200 km nördlich von Hué.
Das Waldgebiet - Tieflandregenwald - ist nicht nur wegen seines Artenreichtums,
der in seinem Bestand jedoch bedroht ist, bedeutsam. Der Wald wurde von
seiner Bevölkerung stets in vielfacher Weise genutzt und lieferte
vor allem Bau- und Brennholz. Außerdem nutzte man Naturalien wie
Honig, Medizinalpflanzen, Rattan und Flechtmaterial für den eigenen
Gebrauch. Das Gebiet ist als Wassereinzugsgebiet für die Trinkwasserversorgung,
der Bewässerung von umliegenden Reisfelder (ca. 18.000 Hektar) und
zur Gewinnung von elektrischem Strom durch einen 1976 errichteten Staudamm
für die dortige Bevölkerung von entscheidender Bedeutung. Insgesamt
sind 10 Dörfer mit ungefähr 10.000 Einwohner von diesen Gegebenheiten
abhängig. Steigende Bevölkerungszahlen führten zu einem
verstärkten und auch ungeregelten Nutzungsdruck auf die natürlichen
Ressourcen. Folge dessen war die Übernutzung vieler Gebiete und die
Degradierung der siedlungsnahen Waldteile von Ky Anh. Die mangelnden Alternativen
ließen die intensive Waldnutzung und damit verbunden dessen Zerstörung
zu.
Das durch Oro Verde (Stiftung zur Erhaltung der Tropenwälder) eingeleitete Programm, sollte der Planung und Ausweisung eines Schutzgebietes dienen, sowie die Einführung umweltschonender, und zugleich die Lebensqualität sichernde Wirtschaftsweisen bieten. Zwei Ziele verfolgt das Projekt. Zunächst ging es um die Ausweisung des Schutzgebietes Ky Anh - Ke Go, mit einer Fläche von 20.000 Hektar, in der Provinz Ha Tinh zur Sicherung des Regenwaldes als Lebensraum, der Existenz der von ihm abhängigen Menschen und zur Erhaltung vieler endemischer und vom Aussterben bedrohter Tierarten. Dieses Ziel wurde bereits im Rahmen des Pilotprojekts im Zeitraum von 1994-1996 erreicht. Jagd und Holzeinschlag sind gänzlich verboten, der Zutritt und das Sammeln von Nicht-Holzprodukten ist jedoch weiterhin gestattet. Das zweite Ziel verfolgt die Ausweitung der im Pilotdorf erfolgreich durchgeführten Maßnahmen zur dauerhaften Absicherung des gesamten Waldgebietes von Ky Anh.
Dabei werden folgende Maßnahmen und Aktivitäten zur Erreichung der Projektziele verfolgt:
Geographische, botanische
und zoologische Kartierung des Schutzgebietes
Einrichtung einer Pufferzone
zwischen dem Kerngebiet des Schutzareals und der umgebenden landwirtschaftlichen
Nutzfläche
Sicherung des Ke Go Flusses
als Wassereinzugsgebiet und damit die Sicherung des von ihm gespeisten
Wasserreservoirs
Erstellung von Managementplänen
für das Schutzgebiet und die Pufferzone
Umweltausbildungsmaßnahmen
und Aufklärungsarbeit
Praktische Schulung zu nachhaltigen
Landnutzungssystemen
5.2. Post-Graduierten-Kurse
an der Universität Hanoi für Umweltschutz und Entwicklung
An der Universität Hanoi werden Studierende zu Umweltmanagern
bzw. Forschern ausgebildet. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Studium
in Biologie, Geologie, Geographie, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Bodenkunde,
Wasserwirtschaft, Bauwesen oder Planung. Zudem ist eine mindestens dreijährige
Berufsausübung vorzuweisen. Ziel der Post-Graduierten-Kurse ist die
Aus- und Fortbildung von leitenden Mitarbeitern und Entscheidungsträgern
öffentlicher Stellen in Ressourcenmanagement, Natur- und Umweltschutz,
Landnutzungsplanung und Umweltverträglichkeitsprüfungen. 25 erfahrene
Wissenschaftler aus Vietnam und internationale Experten bilden den Lehrkörper,
die alle führende Wissenschaftler im Umweltbereich sind.
Schwerpunkte dieses Aufbaustudiums bilden dabei folgende Themenbereiche:
Ökologische Grundlagen
von Nutzungssystemen
Landschaftsplanung und Konzepte
schonender Ressourcennutzung
Management von Wildtieren
Management von Waldressourcen
und Agroforstwirtschaft
Management aquatischer Ökosysteme
Monitoring von Schadstoffen
/ Umweltverträglichkeitsprüfung
Agrarökosysteme
Planung, Design und Durchführung
von Umweltschutzprojekten
6. Nationalparks
in Vietnam
Wie bereits unter Punkt 3 genannt, gibt es derzeit in Vietnam neun
Nationalparks. Die wichtigsten werden im folgenden, gemäß ihrer
geographischen Lage in Nord-Süd-Richtung kurz vorgestellt. Hauptaugenmerk
liegt dabei auf dem Cuc Phuong Nationalpark, der im Rahmen der Großexkursion
im März 1999 besucht wird.
6.1 Ba-Be Nationalpark
1986 wurde das 150 km nord-westlich von Hanoi gelegene Ba-Be-Seengebiet
zum Nationalpark. Das Seengebiet, welches auf einer Höhe von 400 bis
900 Meter liegt, wird von steilen Kalksteingebirgen (bis 1754 m) umgeben.
Ba-Be, was soviel wie "drei Buchten" bedeutet, sind eigentlich drei miteinander
verbundene Seen mit einer Gesamtlänge von 8 km. Die Seen sind mit
dem Nang-Fluß durch einen Kanal verbunden. Hochwasserstände
während der Regenzeiten können somit durch Ablauf in den Nang-Fluß
ausgeglichen werden. Andererseits speist der Nang während der Dürre-Perioden
die Seen. Der Dao Dang Wasserfall, im Nordwesten des Nationalparks, ist
der berühmteste Wasserfall im Nationalpark mit einer Gesamtlänge
von knapp 10 km Länge. Zudem gibt es eine Reihe von Höhlen und
Grotten, die den Reiz dieser Landschaft ausmachen. (Vgl. DUC 1989:755,
ROBINSON/ STOREY 1998:512).
6.2. Ba-Vi Nationalpark
Der Ba-Vi Nationalpark ist wohl der kleinste Nationalpark Vietnams
und umsäumt den 65 km westlich von Hanoi gelegenen Ba Vi Berg. Zu
Kolonialzeiten diente dieses Gebiet den französischen Kolonialisten
als Erholungsort. Die Villen der Franzosen sind heute Zentrum dieses Nationalparks.
6.3. Cat-Ba Nationalpark
Der 1986 gegründete Cat-Ba Nationalpark befindet sich auf der
gleichnamigen Insel, etwa 30 Kilometer östlich von Haiphong in der
Halong-Bucht entfernt gelegen. Die Hälfte der 354 km² großen
Insel und weitere 90 km² der Küste wurden zum Nationalpark, um
die verschiedensten Landschaften und Ökosysteme zu schützen.
Zur großen Biodiversität gehören die Süßwassersumpfwälder,
die Mangrovenwälder, kleine Süßwasserseen, unzählige
Korallenriffe und die unzähligen an den Kalkssteinklippen gelegenen
Wasserfälle, Höhlen und Grotten. Die Flüsse tragen nur saisonell
nach den großen tropischen Stürmen Wasser, welches dann unterirdisch
durch eine Anzahl von Grotten wieder dem Meer zugeführt wird.
Auch Cat-Ba ist von seinem Artenreichtum geprägt: 200 Fischarten, 500 Muschelsorten, 400 verschiedene Gliederfüsser leben in den Gewässern. Zudem sind 15 verschiedene Säugetierarten auf der Insel beheimatet, und Cat-Ba liegt auf einer der wichtigsten Flugrouten von Seevögeln im Südchinesischen Meer. Über 620 Pflanzenarten mit 118 verschiedenen Echthölzern und etwa 160 Heilpflanzen verdeutlichen zudem die Biodiversität dieses Nationalparks. (Vgl. DUC 1989:760-762, ROBINSON/ STOREY 1998:499-500).
7.4 Cuc-Phuong Nationalpark
7.4.1. Allgemeines
Der Cuc-Phuong Nationalpark (CPNP) liegt etwa 100 km südlich von Hanoi. Zunächst als Waldreservat (Forest Enterprise) ausgeschrieben, wurde dann am 02. Juli 1962 der erste Nationalpark Vietnams gegründet. Die offizielle Eröffnung nahm Ho Chi Minh 1963, mitten im Vietnamkrieg, mit den folgenden Worten vor: "Wald ist Gold. Es ist sehr wichtig, daß wir es verstehen, ihn zu bewahren. Die Zerstörung des Waldes wird schlimme Auswirkungen auf das Leben und die Wirtschaft haben" (Zit. aus: ROBINSON/ STOREY 1998:477). Entgegen vieler Befürchtungen und den ursprünglichen Plänen wurde der Forest Enterprise Park nicht zum Holzschlag freigegeben, sondern wegen seiner besonderen Bedeutung bezüglich der Vegetation 1966 zum Nationalpark erhoben.
Die hohe Schutzwürdigkeit des CPNP wurde in vielen veröffentlichen Studien (u.a. ADLER) festgestellt. Vietnam stellte somit einen Antrag, den Park als World Heritage Site anzuerkennen. 1994 wurde dieser Antrag jedoch vom United Nations Development Programme (UNDP) mit der Begrüdung abgewiesen, daß zuviele Störungen im Park vorliegen, und daß herausragende Besonderheiten fehlen. Letzteres ist wenig nachzuvollziehen, wenn man sich u.a. die Population der Sikas vor Augen führt (siehe 7.4.2).
7.4.2. Gegebenheiten des CPNP
75% des Nationalparks werden von Kalksteinformationen bedeckt, die
in zwei großen Gebirgszügen parallel zueinander verlaufen. In
der Mitte schließen sie einen Teil ein, dessen klimatische Bedingungen
sich vom umliegenden Land stark unterscheiden. In den Bergen gibt es noch
viele zum Teil unerforschte Höhlen und Grotten. Von seiner 220 km²
Gesamtfläche sind noch etwa 205 km² mit relativ ursprünglicher
Waldvegetation bedeckt (NIEKISCH 1997:156), dabei handelt es sich um subtropische
immer- und halbimmergüne Tieflandwälder und um submontane Wälder.
Aufgrund seiner biologischen Vielfalt und seines Endemismus genießt
der CPNP höchste Schutzpriorität in den verschiedensten internationalen
Naturschutzstudien. 1967 Pflanzenarten aus 217 Familien und 749 Gattungen,
1800 Insekten-, 319 Vogel-, 64 Säugetier- und 33 Reptilienarten sind
Fakt für die Außergewöhnlichkeit bzgl. des Artenreichtums.
Durch seine Hinterlandlage und schwere Begehbarkeit (erst 1995 wurde eine durchgängige Teerstraße von Hanoi in den CPNP geschaffen) wurde der CPNP weitgehend von seinem Umland isoliert. Er wurde im Gegensatz zu den meisten anderen Schutzgebieten nicht in allzu große Mitleidenschaft durch den Vietnamkrieg gezogen. Dies sicherte ihm die Existenz seltener Tierarten, wie den der beiden Primatenarten Pand- und Delacour-Langur (zugleich Wappentier des Parks), wovon nur noch 20 Tiere existieren sollen. Im Park wird zudem eine Gruppe von 40 Vietnam-Sikas, einer kleinen endemischen Hirschart, gehalten. Sie ist vermutlich weltweit die einzige unvermischte Population dieser Art.
7.4.3. Umwelt- und Managementplanung im CPNP
Über die Jahre hinweg gab es die verschiedensten Maßnahmen
zur Verringerung der anthropogenen Eingriffe. Dabei blieben häufig
die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung unberücksichtigt.
1982 wurden alle Parkbewohner, vor allem Angehörige der Muong-Minderheit,
in die den Nationalpark umgebende Pufferzone gesiedelt. "Sechs Siedlungen
mit 160 Haushalten und 800 Personen wurden zwischen 1986 und 1990 an den
Rand verlegt. Neben den Kosten für den Transport der Häuser beziehungsweise
des Baumaterials muß der Staat pro Familie ungefähr 3.000 US-Dollar
an Kompensation für die nichtransportablen Vermögenswerte wie
Nutzholz- und Fruchtbäume, Bananenstauen und Wert der aufgegebenen
Ernte zahlen" (NIEKISCH 1997:156). Die Umsiedlungsaktion blieben jedoch
ohne Erfolg, da die Menschen den Park weiterhin als ihre einzige Lebensgrundlage
nutzen. Zudem wurde durch die Erschließungsmaßnahmen ein starker
Zuzug von Siedlern aus anderen Regionen ausgelöst. In der Pufferzone
leben inzwischen circa 52.000 Menschen in 13 Dörfern. Das illegale
Sammeln von Feuerholz, unerlaubte Weidenutzung und andere landwirschaftliche
Übergriffe zerstören die natürlichen Ressourcen. Ein weiteres
Problem sind die schlechten Böden und der hohe Grundwasserspiegel
in der Pufferzone, die einen effektiven Ackerbau sowie das Anpflanzen von
Bäumen in weiten Teilen unmöglich machen. Machtlos sind die etwa
60 Nationalpark-Ranger zudem gegen Wilderei und Holzeinschlag. Gründe
sind fehlende Handlungsmöglichkeiten, die Angst vor Repressalien sowie
die Einsicht der Notlage der ansässigen Bevölkerung. So ist es
üblich, daß vor allem Holz unter den Augen der Ranger per Fahrräder
auf der Straße aus dem Park transportiert wird.
Neueste Bemühungen laufen darauf hinaus, eine Umwelterziehung und Bewußtseinsbildung bei der lokalen Bevölkerung zu schaffen. So sollen den Dorfbewohnern andere Einnahmequellen aufgezeigt werden, damit es zur Reduzierung des Bedarfs natürlicher Ressourcen aus dem Park kommt. Deshalb gilt es, das niedrige Bildungsniveau, den beschränkten Zugang zu Absatzmärkten und die existierende Armut zu verändern. Hoffnung auf Änderung der gegenwärtigen Situation ist dabei ein Entwicklungsprojekt des CRES (Centre for Natural Resources Management and Environmental Studies - CRES ist der Universität Hanois angegliedert und gilt als kompetenteste Institution für Naturschutz und Entwicklung in ganz Vietnam.) und CETD (Centre for Environment, Tourism and Development) in Zusammenarbeit mit Oro Verde in drei Siedlungen der Gemeinde Van Phuong. Der Managementplan sieht als Hauptziel die dauerhafte Erhaltung der Natur des Nationalparks vor. Das Projekt kombiniert den Einkommenserwerb mit der Familienplanung der lokalen Bevölkerung. Dabei gilt es u.a. die Abhängigkeit der Haushalte von den Waldressourcen zu mindern; die Versorgung mit den benötigten Nahrungsmitteln aus der lokalen Produktion zu steigern; die Ausbildung der Bevölkerung hinsichtlich neuer Agrartechnologien zu verbessern; und das Verständnis bzw. eine positive Einstellung der Bewohner zum Wald und für die Notwendigkeit einer Erhaltung aufzubauen. Der Erfolg bleibt abzuwarten.
Der derzeitige Managementplan des CPNP gilt bis zum Jahr 2000 und nennt den Ausbau des Tourismus als wichtigsten Bestandteil. Die Einnahmen aus dem Tourismus fließen direkt an die Zentralregierung. Die Nationalparkverwaltung erhält ihr Budget hingegen vom Forstministerium, welcher sie auch direkt unterstellt ist. Der CPNP verfügt als einzigster Nationalpark Vietnams über ein Kontaktbüro in der Hauptstadt Hanoi. Von dort werden Buchungen in den Park vorgenommen. Bis Ende der 80er Jahre hielten sich die Besucherzahlen sehr niedrig. Es kamen durchschnittlich 7.000 Besucher pro Jahr in den CPNP. Seit Beginn der 90er Jahre steigt die Zahl mit dem zunehmenden Ökotourismus ("ecotourism") stetig an. "Jährlich besuchen etwa 25.000 Touristen den Park," wovon "ungefähr 1.500 ausländische Touristen" sind. "Zwei Drittel aller Besucher sind Tagesausflügler. Von ihnen stellen vietnamesische Schulklassen, Betriebsgruppen und Familien den größten Anteil" (NIEKISCH 1997:157). Unterkünfte, inklusive eines 12 Bettenhauses und einiger kleinere Bungalows, stehen etwa für 50 ausländische und 100 vietnamesische Besucher zur Verfügung. Neben dem hier vorzufindenen Artenreichtum (siehe oben) kommen Touristen überwiegend aufgrund des angenehmen Klimas in den CPNP. Zwei jeweils 45 Meter hohe Baumindividuen mit einem Durchmesser von 5,5 Meter (etwa 1000 Jahre alt), eine/r "manns-/fraudicke" Liane (Entada tonkinensis), die sich über etwa 1,5 Kilometer durch den Regenwald schlängelt, und die Cave of the Early Man sind beliebte Ausflugsziele im Park. Den meisten Besuchern, die fast ausschließlich zum Picknicken, für kurze Spaziergänge oder wegen des hier vorzufindenen kühlen Klimas in den CPNP kommen, interessieren sich kaum für seine ökologischen Besonderheiten bzw. Problemen. Lediglich ausländische Touristen zeigen ein anderes Verhalten. So nehmen diese auch den etwa zwölf Kilometer langen Fußmarsch auf sich, um das im Parkinneren gelegene Muong-Dorf zu erreichen, dessen Dorfbewohner die bisher einzige Bevölkerungsgruppe im Bereich des CPNP stellen, die vom Tourismus direkt profitieren. Ursprünglich wollte man auch dieses Dorf in die Randpufferzone umsiedeln. Seit 1993 gehen die Überlegungen jedoch dahin, das Dorf für den "ecotourism" weiter auszubauen (vgl. NIEKISCH 1997:158 f.).
Ergänzende Maßnahmen, die das Forstministerium und die Nationalparkverwaltung geplant haben, sind die Umsiedlung weiterer 160 Haushalten, der Aufbau der Infrastruktur in den neuen Siedlungsgebieten, Aufstellung eines Managementplans für die Pufferzone, die Intensivierung der Wildereibekämpfung, und die Vergrößerung der Pufferzone. Nennenswert ist zudem in diesem Zusammenhang die GEO-Initiative "Projekt Tropischer Regenwälder e.V.", die u.a. den Cuc Phuong Nationalpark durch Übernahme der Gehälter für 5 Ranger über 5 Jahre unterstützt, die unter anderem helfen sollen, die Wilddieberei zu reduzieren.
7.5. Bach-Ma Nationalpark
55 Kilometer südwestlich von der ehemaligen Kaiserstadt Hué
liegt der noch wenig erschlossene Bach Ma Nationalpark in einer Höhe
von 1.200 Meter. Ähnlich wie im Ba Vi Nationalpark haben auch hier
die Franzosen während der Kolonialzeit große Villen bauen lassen.
"Um 1937 standen bereits 139 Ferienhäuser. Der Ort wurde als das Dalat
von Zentral-Vietnam bekannt. Die meisten Besucher waren hochrangige Persönlichkeiten
des französischen Lebens" (ROBINSON/ STOREY 1998:420). Der Nationalpark
war in beiden Vietnamkriegen Ziel zahlreicher Kämpfe, da er sowohl
für die Franzosen als auch für die Amerikaner als Stützpunkt
besonders half, denn von hier hatte man einen weiten Blick in das Inland.
Erst 1991 erhielt Bach Ma die Stellung eines Nationalparks. Ausschlaggebend dafür waren die stark brandrodungsgefährdeten Primärwälder. Besondere touristische Bedeutung genießen die Wasserfälle (Do Quyuen, Tri Sao und Da Duong) von Bach Ma, die von der Hochfläche teilweise bis zu 300 Meter steil an den Hängen ins Tal abfallen.
7.6. Yok-Don Nationalpark
Im zentralen Hochland (Tay Nguyen), etwa 55 km nordwestlich von Buon
Ma Thuot, liegt der 1988 gegründete Yok Don Nationalpark. Mit ca.
58.000 Hektar ist er der größte Nationalpark in Vietnam, der
von zwei kleineren Gebirgszügen (Yok Da und Yok Don) eingebunden wird.
Der Yok Don Nationalpark beheimatet 58 Säugetiere, 136 Vogel-, 35
Reptilien- und 12 Amphibienarten. In den weiten und zumeist unübersichtlichen
Wäldern sind u.a. Elefanten, Tiger, Leparden, Bären und Muntjaks
heimisch.
Neben dem Artenreichtum ist die Bevölkerungsstruktur von Yok Don nennenswert, denn hier sind 17 unterschiedliche ethnische Völker beheimatet, die größtenteils den M´nongs angehören. Die M´nongs sind berüchtigt für ihre äußert aggressive Haltung gegenüber den Vietnamesen, so jagen sie mit gezähmten Elefanten. (Vgl. ROBINSON/ STOREY 1998:363).
7.7. Nam-Cat-Tien Nationalpark
Ursprünglich war der Nam Cat Tien Nationalpark, der 240 km nord-östlich
von Ho-Chi-Minh-Stadt gelegen ist, lediglich ein Wald- bzw. ein Biosphärenreservat.
Heute ist eines der regenreichsten Gebiete, mit einer jährlichen Niederschlagsmenge
bis zu 2.450 mm. Während der Regenzeit werden circa 3.000 bis 5.000
ha des Flachlandes völlig überflutet, die dann drei größere
Seen (Fisch-, Vogel-, Krokodilsee) entstanden lassen. Mit dem Bau eines
Staudamms bei Tri An auf dem Don-Nai Fluß werden die großen
Wassermassen nunmehr auch zur Elektrizitätsgewinnung genutzt. Zudem
soll damit die Überflutung von Reisanbaufelder gesichert werden, die
südlich des Nationalparks liegen.
Im 2. Vietnamkrieg wurde diesem Gebiet großer Schaden durch das Versprühen von "Agent Orange" zugeführt, denn die Vietkongs hielten sich hier im Dickicht der Regen- und der Mangrovenwälder versteckt. Vor allem kleine Pflanzenarten fielen diesen Anschlägen zum Opfer, wohingegen die alten Baumriesen diese Angriffe relativ gut verkrafteten. Durch die vielen Aufforstungsaktionen erholten sich weite Teile der Region schnell, so daß dieses auch die Tiere erkannten, und ihren ursprünglichen Lebensraum wieder aufsuchten.
Der Nam Cat Tien Nationalpark beherbergt das wohl bekannteste Säugetier Vietnams. Das Java-Nashorn mit einer Gesamtzahl von weniger als 100 lebt nur noch in zwei Gebieten der Erde in freier Natur. Zum einen im Ujung Kulon Nationalpark in West Java und eben im Nam Cat Tien-NP. Die Bestandssicherung dieses Tieres zählt zu den größten Aufgaben des Nationalparks (SCHALLER 1989). (Vgl. DUC 1989:771-773), ROBINSON/ STOREY 1998:337-339).
8. Fazit
Vietnams Natur leidet immer noch unter den Folgen des Vietnamkriegs.
Neben den direkten Wirkungen, u.a. sei hier abermals die Entlaubung durch
das "Agent Orange" genannt, gefährden immer mehr die Folgewirkungen
das naturräumliche Potential.
Bevölkerungswachstum; Stadtflucht; nicht hinreichende Aufklärung bzgl. möglicher Umweltkatastrophen; Schwund u.a. der Ressourcen Wald, Wasser, Boden und Biodiversität, Endemismus; Arbeitslosigkeit und vieles mehr, machen es notwendig, daß die erst sehr "jungen" Naturschutzbemühungen in Vietnam weiter vorangetrieben werden. Nationale Programme, wie die Entwicklung und Umsetzung der Managementpläne zum dauerhaften Schutz für die Nationalparks und Naturschutzgebiete, müssen daher mehr Beachtung bei der vietnamesischen Bevölkerung finden. Ein Anfang ist durch internationale Unterstützungen gemacht, jedoch sollte dieses weiter angetrieben werden. Der aufstrebende Ökotourismus mit einer zielgerichteten und -gelenkten Besucherführung kann hierfür weitreichende Möglichkeiten schaffen.
Mit den Worten Ho Tschi MINHs (aus: KEMF 1988:124) aus dem Jahre 1969
möchte ich diese Arbeit zum Abschluß bringen. Jeder der Exkursionsteilnehmer
wird sich im Frühjahr 1999, 30 Jahre nach dem Zitat und 23 Jahre nach
Beendigung des Vietnamkrieges, seine eigene Meinung bilden können,
wie es um die Entwicklung des Naturschutzes in Vietnam derzeit steht.
"Wir werden das Land, ist der Yankee geschlagen, zehnmal schöner als zuvor aufbauen."
Literaturverzeichnis
verwendete Literatur:
DUC, L.D. (1989): Socialist Republic of Vietnam. In: Scott, D.A.: A directory of Asian Wetlands. IUNC. Gland, Cambridge. S. 749 - 794
KEMF, E. (1988): Vietnam - Ein Volk forstet auf. In: Geo. Das neue Bild der Erde. Nr. 4/ 1988. Hamburg. S. 122 - 140
NIEKISCH, M. (1997): Vietnam. In: Ellenberg, L.; Scholz, M. und Beier, B.: Ökotourismus - Reisen zwischen Ökonomie und Ökologie. Spektrum Geowissenschaften. Heidelberg, Berlin, Oxford. S. 153 - 160
PFEIFFER, E.W. (1984): The Conservation of Nature in Viet Nam. Environmental Conservation 11: S. 217-221
QUY, V. (1994): National Parks and Protected Areas in Vietnam. In: National Reserach Programme on Einvironmental Protection: Invironmental Protection and Sustainable Development. Hanoi. S. 159 - 172
ders. (1995): Conservation of flora, fauna and endangered species in Vietnam. In: Proceedings of the regional seminar - workshop on tropical rainforest ecosystems. Research, conservation and repatriation. Biotrop special publication no. 55. Bogor. S. 139 - 146.
ROBINSON, D. und STOREY, R. (1998): Vietnam. Travel Handbuch. Berlin.
SCHALLER, G. (1989): Vietnam: rare rhino rediscovered. Animal Kingdom 92(4): 14
TRUNG, T.V. (1985): The development of a grotected area system
in Vietnam (condensed from an original paper presented in French). In:
Thorsell, J.W.: Conserving Asia´s natural heritage. IUCN, Gland,
Switzerland and Cambridge. 251 Seiten
weiterführende Literatur:
ADLER, H.J. (1992): Cuc Phuong Nationalpark. Nordvietnam/ Projekt 1129.91 der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858. Ein Situationsbericht. Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz. In: Mitteilungen 8 (1), München. S. 1-6
HOANG, H. und VO, Q. (1990): Nature conservation in Vietnam: an overview. Paper presented at the Regional Expert Consultation on Management of Protected Areas in the Asia-Pacific Region. FAO Regional Office for Asia and the Pacific. Bangkok.
KEMF, E. (1986): The re-greening of Vietnam. In: WWF Monthly Report 1986. S. 85-89
MacKINNON, J. (1990): The Nature Conservation System, National Parks and protected areas. Technical Report No. 3 of project Vie/88/037
MacNEELY, J.A. und MILLER, K.R. (1984): National parks, conservation, and development. The role of protected areas in sustaining society. Washington. S. 47 - 53.
Letzte Änderung: 23.4.2005 - M.Waibel
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